Gedenken an einem Platz, dessen Geschichte lange verschüttet blieb
GUSEN. Die Gedenkfeier auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Gusen stand im Zeichen der Neugestaltung des Areals.
Das Gedenken der Republik an die Befreiung der Konzentrationslager in Österreich im Mai 1945 konzentriert sich seit jeher auf die Gedenkstätte Mauthausen. Im Nebenlager Gusen, in dem zwischen 1939 und 1945 etwa 70.000 Menschen erniedrigt, zu schwerster Zwangsarbeit im Steinbruch gezwungen und mehr als die Hälfte davon ermordet wurden, war hingegen von internationalen Hinterbliebenenverbänden sowie privaten Initiativen aus der Region getragen.
Vor dem Hintergrund der Neugestaltung von Teilen des KZ-Areals durch die Republik Österreich fand heuer erstmals ein gemeinsamer Gedenkakt des Gedenkdienstkomitees Gusen mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen statt. Am Samstagabend trafen sich dazu Vertreter des offiziellen Österreich mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka an der Spitze, mit Abordnungen aus Polen, Frankreich, Italien, Spanien und Slowenien.
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Treffpunkt für die Delegationen war der ehemalige Appellplatz in Gusen, dessen Geschichte lange Zeit im wahrsten Sinn des Wortes verschüttet war: Abraummaterial der benachbarten Granitsteinindustrie hatte den Platz, auf dem während der NS-Herrschaft die Inhaftierten täglich gezählt und gedemütigt wurden, meterhoch zugedeckt. Erst seit dem Ankauf durch die Republik ist dieser Platz geräumt und rund um die Befreiungsfeiern auch wieder öffentlich zugänglich.
Gusen soll eine Ort der Begegnung sein
Diese neu geschaffene Perspektive für ein Gedenken an ein über Jahrzehnte als "unsichtbar" bezeichnetes Lager dominierte auch die Redebeiträge der Feier. "Wir möchten diesen Platz als Ort der Begegnung, des gemeinsamen Erinnerns, aber auch als Ort zur Stärkung der Demokratie verankern", sagte dazu der Vorsitzende des Gedenkdienstkomitees Gusen, Reinhard Kasper.
An die Tatsache, dass die erworbenen Flächen mit SS-Baracken, Appellplatz und Steinbrecher ein wichtiges Mahnmal aussparen, erinnerte Mariella Valotta als Vertreterin der Opfer aus Italien: "Ohne das Jourhaus mit dem Hauptzugang in das Lager kann ein Gedenken in Gusen niemals vollständig sein." Sie appellierte an die Republik Österreich, die Verhandlungen mit den Besitzern dieses Hauses wieder aufzunehmen. Parallel zum Erwerb der Erweiterungsflächen waren in den Jahren 2021 und 2022 auch Verhandlungen mit den jetzigen Besitzern des Jourhauses geführt worden. Diese führten jedoch zu keinem Ergebnis.
Sobotka bei Gedenkfeier
Den Mauthausen-Leitspruch "Nie wieder!" griff Nationalratspräsident Sobotka in seiner auf Englisch gehaltenen Grußbotschaft auf: "Wie erschütternd aktuell dieser Aufruf ist, hat uns der 7. Oktober gezeigt, als Terroristen der Hamas mehr als 1000 unschuldige Menschen ermordete und verschleppte. Das allein deshalb, weil diese Menschen Juden waren." Er knüpfte daran einen Appell zur umgehenden Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen.
Bereits am Nachmittag bestand für angemeldete Besucher die Möglichkeit, die von der Republik neu erworbenen Flächen in Gusen sowie die Stollenanlage "Bergkristall" in St. Georgen/Gusen bei begleiteten Rundgängen zu erkunden.
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